TRASH ist (fast) garbage – aber eben nur fast:

denn „TRASH ist mehr als die Summe seiner Teilchen“ (frei nach Aristoteles)

 

Kitsch I - © Alfred Rhomberg

 

Es ist schon eine besondere Kulturleistung unserer Zeit,“TRASH“zu einem Kult- bzw. Kunstbegriff zu machen, während „garbage“ weiterhin sein tristes Dasein mit dem Begriff Müll, Mülleimer … fristen muss. Auch trash ist zunächst nichts anderes als Müll, Abfalleimer etc., wird aber durch Begriffe wie „Kitsch, Schund, Quatsch, Unsinn – im amerikanischen englisch sogar Gesindel“ deutlich aufgewertet. Schund, Quatsch und Unsinn lassen sich heute immer zu etwas „Positivem“ umdeuten – „garbage“ bleibt Müll!

 

Nach dieser wenig versprechenden Einleitung bleibt nichts anderes, als dem Phänomen TRASH mit ein paar harten Fakten auf den Grund zu gehen:“TRASH“ und „Garbage“werden im Gegensatz zu einer früheren Fassung dieses Beitrags ungefähr gleich oft erwähnt (49 millionenmal, bzw. 42 Mio in Windows Edge, bzw. bing, 14.9.2017).

 

Warum wird das Wort „Trash“ häufiger als „garbage“ erwähnt?

 

1. weil es kürzer ist (unsere Zeit liebt Abkürzungen) und

2. weil es onematopoetisch (also lautmalerisch) eher mit den Worten „Kitsch“ oder „Schund“ in Konkordanz zu bringen ist.

 

Nachdem es das Wort „Kitsch“ erst seit 1870 im Münchner Kunsthandel gibt, kann auch die Wortbedeutung TRASH für „Kitsch“ nicht älter sein. Es erübrigt sich also, alte Folianten zu Rate zu ziehen und man ist auf eigene Interpretationen angewiesen - mit der Ausnahme, dass bezüglich der Begriffserklärung von „Kitsch“ aus Büchern zu erfahren ist, es handele sich dabei, im Gegensatz zum „Kunstwerk“, um etwas „nicht Auslegbares“. Nun sind auch moderne Kunstwerke nicht grundsätzlich „auslegbar“, bei einigen davon handelt es sich jedoch ganz sicher nicht um Kitsch. Genau hier gewinnt zumindest im Kunstbereich der Ausdruck „TRASH“ an Bedeutung: Ein Kunstwerk als Kitsch zu bezeichnen ist und bleibt ein vernichtendes Todesurteil, Kunstwerke aus „trash“ können dagegen echte Kunstwerke sein (das beweisen u.a. einige Werke des anerkannten Künstlers Joseph Beuys). Wer also aus trash Kunstwerke macht, produziert keinen Kitsch, sondern Kunst! Frei nach Aristoteles: 

 

„TRASH“ ist mehr als die Summe seiner (trash)-Teilchen“.

 

TRASH ist eine Ausdrucksform unserer Zeit – Kitsch hat es immer gegeben, nur war Kitsch sozialbedingt früher eine Kunstform des "einfachen Volkes". Die Barockfürsten des 17. Jahrhunderts hatten in ihren Raritätenkabinetten vieles, was heute als Kitsch bezeichnet würde. Der Renaissancemaler Arcimboldo (16. Jahrhundert) hat mit seinen „Gemüse-Portraits“ der Habsburger sogar etwas vorweggenommen, das heutige TRASH-Künstler neidisch machen müsste. Worin besteht denn der Unterschied, aus Gemüse und Obst Gesichter zu formen, gegenüber den heutigen Versuchen aus Müll irgendetwas Ansehbares zu gestalten?

 

Der Unterschied zwischen Kitsch und TRASH

 

Kitsch ist und bleibt etwas für das gemeine Volk, also diejenigen, die abends vor den Fernsehapparaten sitzen.“TRASH“ ist „Kult“ und somit eine vergeistigte Form für Insider. Insider sind immer wertvoller als Outsider – es sei denn, man ist ein echter Outsider, d.h. jemand der (geistig) wirklich außerhalb der Gesellschaft steht, also eigentlich ein insider innerhalb einer sehr, sehr kleinen, elitären Gesellschaft ist.

 

Trash ist u.a. das, was eine Industriegesellschaft produziert. Unsere Gesellschaft lebt recht gut davon – sowohl diejenigen, welche die trash-Güter für Konsumenten produzieren, als auch diejenigen, die den bei der Produktion dieser Trashgüter anfallenden Trash in Form von Abfall „entsorgen“ (Abfallverwertungsfirmen verdienen inzwischen oft mehr als Produktionsfirmen). Der Unterschied zwischen trash und „TRASH“ ist eben die oben beschriebene vergeistigte Form von Abfall.

 

Zusammenfassend ist „TRASH“ also eine zeittypische, jedoch nicht subversive, aber ansteckende Form von Kunst – und etwas gefährlich ist er schon: sowohl geistiger, als auch produzierter Müll sind unserer Umwelt abträglich – der geistige Müll "TRASH" insofern, als er u.a. dazu beiträgt, Kulturlandschaften zu Event-Parks umzufunktionieren, deren Abfälle (wie Coca Cola- oder Bierdosen) dann zusätzlich als trash in seiner niederen, nicht vergeistigten Form (garbage) entsorgt werden müssen.

 

(14.9.2017, Neufassung eines Beitrages aus 2012 in den „Igler Reflexen“)

 

 

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