Digitale Währungen – Bitcoin und Tests in China mit einer eigenen digitalen Landeswährung (ein Update)
Nach dem Vorbild des Bitcoins sind lt. Wikipedia-Enzyklopedie- inzwischen über 3000 weitere Kryptowährungen in Verwendung, von denen ca. 100 einen täglichen Handelsumsatz von jeweils über 1000 US-Dollar an entsprechenden Handelsplätzen für Kryptowährungen erreichen – das allein rechtfertigt ein Update.
Immer wenn es wirtschaftliche oder politische Turbulenzen gibt, wird die Frage gestellt: Wie sichere ich meine Ersparnisse - und: wie lege ich Geld am besten an? Das Ziel der Nationalökonomie war stets, neue „sichere“ Währungssysteme zu schaffen. Früher waren dies zunächst „Goldstandards“, dann die internationale Währungsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg mit Währungsbandbreiten, die vom Dollar als Ankerwährung abhingen (Bretton-Woods-System) bzw. der Versuch, die Vorteile eines flexiblen Wechselkurssystems mit denen eines „festen“ zu vereinen und zuletzt, nach der Finanzkrise 2008/2009, die Erfindung einer digitalen Währung, des „Bitcoins“.
Anm.: Dazwischen gab es in absoluten Krisenzeiten lokale Lösungen, Geld durch Arbeitsleistung zu ersetzen, wie z.B. Das „Wörgler Freigeld“ (Silvio Gesell), u. andere, siehe dazu auch mein Beitrag „Weltwirtschaft ohne Aktien und Börsen - die Gemeinwohl-Ökonomie und ähnliche Wirtschaftsmodelle“ http://www.igler-reflexe.at/wirtschaft-geld-werbung/weltwirtschaft-ohne-aktien-und-börsen-die-gemeinwohl-ökonomie-und-ähnliche-wirtschaftsmodelle/
Wie funktioniert das Bitcoin-Zahlungssystem?
Das Bitcoin-Netzwerk basiert auf einer von den Teilnehmern gemeinsam mit Hilfe einer Bitcoin-Software verwalteten dezentralen Datenbank (Blockchain) in welcher durch eine bestimmte Software Zahlungen und andere Finanztransaktionen weltweit anonym durchgeführt werden können. Zahlungen können damit ohne Mitwirkung von Finanzinstituten zwischen den Beteiligten abgewickelt werden. Das Bitcoin (englisch sinngemäß: digitale Münze), mit dem von Anfang an auch ähnlich wie mit anderen „Finanzprodukten“ spekuliert wurde, hat zu anderen Zahlungsmitteln keinen festen Umrechnungskurs, sondern wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt.
Im Prinzip ist die Identifizierung der Handelspartner nicht möglich, eine vollständige Anonymität ist allerdings auch nicht garantiert, weil die Kette aller Transaktionen öffentlich in einer „Transaktionsgeschichte“ veröffentlicht wird, dafür verlaufen alle Transaktionen aber sehr schnell.
Seit Einführung der digitalen Währung Bitcoin hat dieser mit diversen ‚Aufs‘ und Abs‘ deutlich gegenüber dem Dollar an Wert zugelegt Der Bitcoin-Kurs inzwischen auf über 3500 US-Dollar geklettert und war damit erheblich teurer als Gold – aber Vorsicht: der Autor dieses Beitrags, der sich seit ca. 40 Jahren mit dem Computer (Großrechner), seit 1985 mit dem ersten IBM-PC, diversen Datenformaten, Microsoft-Betriebssystemen und seit 1997 mit dem Internet beschäftigt hat, kennt kein Datensystem, Datenkonzept oder Datenformat, das sich (bis hin zur vollständigen Eliminierung) länger als 10 bis 15 Jahre wirklich bewährt hat.
Anm.: Ich würde daher meine ca. 19.000 Fotos niemals einem Cloud-System als langfristiges Speichermedium anvertrauen. Clouds sind ideale „Transportmittel“ um großformatige Dateien (Videos oder Fotoserien) per e-mail zu versenden, da viele e-mail Provider keine größeren Datenanhänge als 10 MB erlauben. Die für den Versender spezifischen Cloudadressen sind daher als Adresse in persönlichen e-mails leicht abrufbar.
Was für Clouds gilt, gilt auch für Bitcoinchains – eine dauerhafte Wertanlage ist mit Bitcoins damit wohl kaum gewährleistet, umsomehr als es sich dabei (wie allerdings auch normales Geld) um eine „Fiat-Währung“ d.h. Geld ohne inneren Wert, handelt. Wirklich beängstigend wäre es jedoch, wenn derzeit übliche Währungssysteme durch digitale Währungssysteme vollständig ersetzt würden.
Der Ersatz unserer Währungen durch digitale Währungssysteme
In der Geschichte gab es einige Währungen, die sich über mehrere Jahrhunderte bewährt hatten – ich hatte solche Währungen in einem meiner Beiträge als „Leitwährungen der Geschichte...“ (2) bezeichnet und beginnend mit der Tetradrachme, über den Thaler bis hinauf zum Euro nähere Einzelheiten zu diesen Währungen beschrieben. Bei der Zukunft des Euro bin ich mir inzwischen nicht mehr so sicher, ob er einmal zu solchen Leitwährungen gehören wird.
Wesentlich fataler würde es sich für die Weltwirtschaft auswirken, wenn die gesamte Währung eines Landes plötzlich in eine digitale Währung umgestellt würde, wie dies in China durch Tests mit eigenen Software-Entwicklungen als Blockchain (1) in Konkurrenz zu der besonders in China beliebten Bitcoinwährung derzeit angedacht ist (ähnliche Überlegungen gibt es auch in anderen Ländern, u.a. Deutschland). Während die Bitcoinwährung von einer privaten Community mit komplett anonymen Transaktionen betrieben wird, würde eine vollständig von einer Zentralbank kontrollierte Währung zwar eine Kampfansage gegen Geldwäsche und Kapitalflucht bedeuten, gleichzeitig wäre sie eine neue Möglichkeit zur exakten Steuerung der Geldpolitik eines Landes – bei einer Großmacht wie China gefährlich!
Resumée
So schnell wird es kaum zu einer Totalumstellung auf rein digitale Währungen kommen, dies setzte voraus, dass alle Bevölkerungsschichten mit dem Internet vertraut wären (in China, Indien, Südamerika aber auch Russland derzeit noch schwer vorstellbar). Zudem müssten die technischen Voraussetzungen des Internets deutlich verbessert werden. Wie lange sich eine rein digitale Währung dann behaupten kann, ist aus den oben angesprochenen schnellen Veränderungen im Digitalzeitalter kaum abschätzbar.
Bleibt noch die eingangs gestellte Frage zu beantworten, wie Vermögen oder kleinere Ersparnisse in der nächsten Zukunft gesichert werden können. Hier gilt das, was auch bereits in der Vergangenheit galt: eine langfristige Vermögenssicherung gibt es nicht! Gold, Immobilien oder Umlaufwährungen wie Dollar oder der Euro sind stets nur so viel wert, wieviel andere bereit sind, dafür zu zahlen. Dies gilt erst recht für Kunstschätze (z.B. Bilder), die heute oft atemberaubende Wertsteigerungen erfahren haben. Der Wert des Geldes hängt stets von der Wertschöpfung eines Landes ab, die mit Hilfe des Geldes erwirtschaftet werden kann. Diese Wertschöpfung besteht aus Gütern und Dienstleistungen und hier müssen wir uns leider auf die Fähigkeiten der Verantwortlichen verlassen, die in den Nationalbanken, z.B. der EZB (Europäische Zentralbank) oder des FED (Federal Reserve, Zentralbank der USA) für die richtige Einschätzung aller Fakten zuständig sind und letztlich die Währung eines Landes (auch in Relation zu anderen Weltwährungen) bestimmen.
Wenn das Weltwirtschaftswachstum niedrig ist, sind auch die Kreditzinsen – und leider auch die Zinsen auf Sparguthaben und Währungsanleihen niedrig. Ein Run auf Gold oder Bitcoins wäre ein schwerer Fehler! Der Einstieg in „Zukunftsaktien“ würde zwar auf längere Sicht höhere Wertsteigerungen erzielen, das erforderte jedoch langjährige Erfahrung über den richtigen Umgang mit Aktien, sowie den Zugang zu Informationsquellen, Erfahrungen die auch bei Anlageberatern seriöser Banken oft nicht ausreichend vorhanden sind. Von Aktienderivaten, aber auch Aktienfonds möchte der Autor dieses Beitrags absolut abraten!
(27.8.2017, aus den „Igler Reflexen“ übernommen und vollständig überarbeitet)
(1) http://www.n-tv.de/wirtschaft/China-testet-eigene-Digitalwaehrung-article19718322.html#