Wow – super - und viele Tausende von Emojis

 

emoji - © Alfred Rhomberg

 

In einem früheren Beitrag wurde über die Problematik unserer Schulausbildung und den schwächelnden Leistungen bezüglich der Kulturleistungen von Schreiben und Lesen ausführlich geschrieben: „Schreiben und Lesen – freie Bahn für Hieroglyphen“(1).

 

Zu dieser Zeit war ich nur bei Twitter, sechs eigene Postings hatten mir jedoch genügt, die Schwächen dieses Mediums zu erkennen und zu fürchten – die tweets erhalte ich noch immer und wundere mich, warum sich wirklich intelligente Leute mit verstümmelten Kurztexten über Trivialitäten oft im Minutentakt austauschen (dabei werden mir auf Grund meines Profils sowieso nur „erlesene“ Teilnehmer angeboten).

 

Inzwischen bin ich auch Facebook-Teilnehmer und stelle fest, dass viele Vorurteile gegen dieses Medium m. E. nicht stimmen: Facebook ist intelligenter aufgebaut als man denkt, erlaubt bessere Sicherheitsvorkehrungen und eine bessere Auswahl an „Freunden“. Vielleicht ist Facebook sogar zu intelligent und insgesamt zu kompliziert für allzu junge Teilnehmer, die oft recht arglos mit ihren „postings“ umgehen – doch wandert die Jugend jetzt sowieso in andere Social Networks (u.a. instagram) ab. Vielleicht wäre Facebook sogar zu intelligent für nicht wortgewandte Teilnehmer wie Donald Trump und der vielleicht deswegen Twitter vorzieht.

 

Bis jetzt habe eine erlesene Gemeinde an Freunden in Facebook ausgewählt und bin dadurch von Hasspostings verschont geblieben. Sobald ich Teilnehmer außerhalb meiner kleinen FB-Gemeinde besuche, finde ich zunehmend Kommentare wie „ wow“, „super“ und niedlichen Verzierungen

durch Emojis (2). Das Wort emoji ist ein aus dem Japanischen stammendes Ideogramm, das Empfindungen ausdrückt. Es scheint offenbar immer schwerer zu werden, Sätze mit mehr als ca. fünf Worten zu schreiben oder gar Gefühle auszudrücken. Man kann heute sogar Bücher schreiben, die nur aus "emojis" bestehen (3).

 

Piktogramme und Emojis scheinen unser geniales Alphabet von 26 Buchstaben zu verdrängen, während sich Chinesen noch mit etwa 87.000 Zeichen (allerdings nur in der Hochsprache) normalerweise jedoch mit immerhin ca. 3000 Zeichen einer nichtalphabetischen Schrift herumschlagen müssen und sich deshalb international weitgehend mit Englisch verständigen – solange bis auch dort das „wow - super – emoji“ Zeitalter anbricht, das gegebenenfalls noch um Gefühlsausbrüche wie „cool“ oder „geil“ bereichert werden kann.

 

„Einfach super“ – unsere „New Brave World“  

 

      (1) http://www.kulturforum-kontrapunkt.at/ausbildung/schreiben-und-lesen-freie-bahn-f%C3%BCr-hieroglyphen/

    (2) https://en.blog.wordpress.com/2014/11/06/emoji-everywhere/

    (3) 2014 veröffentlichte der chinesische Künstler Xu Bing das erste belletristische Werk nur mit Emojis als Schriftzeichen geschrieben: Book from the Ground, das einen Tag im Leben eines typischen städtischen Angestellten schildert (Wikipedia)

 

(30.5.2017)

 

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