Zur Sinnhaftigkeit des modernen Fortschrittes TEIL II
Computertechnik/Informatik/Robotik/Mechatronik
Entwicklungen auf diesem Gebiet reichen bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurück und sind auch heute noch nicht abgeschlossen. Wir befinden uns derzeit damit vergleichsweise im früheren Stadien der Entwicklung von Verbrennungsmotoren, Elektromotoren oder der Entwicklung von Funk, Radio, Fernsehen etc., deren Entwicklungen jedoch auch noch keineswegs abgeschlossen sind.
Sind solche Entwicklungen überhaupt jemals abgeschlossen?
Theoretisch wohl nie, praktisch allenfalls dann, wenn der Komfort von technischen Geräten für Konsumenten kaum noch Wünsche zur Weiterentwicklung übriglässt (z.B. Fernsehgeräte, Stereoanlagen, Smartphones etc.).
Die Weiterentwicklung dieser Geräte hätte doch nur einen vertretbaren Sinn, wenn die Programminhalte der Sender (oder Spieleentwickler) ebenfalls qualitativ verbessert würden. Ist es z.B. sinnvoll die immer brutaleren Krimiserien oder Nachrichteninhalte unbedingt in 3D, also räumlich im Wohnzimmer (mit welcher Technologie auch immer) zu erleben?(1)
Ist es sinnvoll, Schulen so vollkommen zu „digitalisieren“, dass Schreibschriften endgültig eliminiert werden, wie dies in Pilotstudien derzeit schon geschieht? Ausgerechnet der PISA-Sieger Finnland möchte die Schreibschrift völlig abschaffen - die Lesefähigeit würde dadurch sicherlich auch in diesem Musterland reduziert. Normale Computertastaturen lassen hohe Schreibgeschwindigkeiten zu, Touchscreentastaturen laden jedoch kaum dazu ein, längere Textinhalte oder gar Bücher zu schreiben. Wir sind heute in einem Zeitalter angekommen, in dem Kurzdeutsch, Abkürzungen und Ideogramme (z.B. Emojis) das Schreiben und Lesen von anspruchsvollen Texten und Büchern langsam verdrängen.
Smartphone, Tablets und Smartwatches: Vorläufer des Smartphones sind das Anfang 1995 von BellSouth und IBM als „Personal Communicater“ entwickelte „Simon“ und die 1996 eingeführte Communicator-Reihe von Nokia bzw. das „Symbian“ mit einem neuen Prozessor und Betriebssystem, weitere Konkurrenten folgten. Ein Wendepunkt im Smartphone-Markt war dann das 2007 eingeführte iPhone mit seiner Multitouch-Bedieneroberfläche, seither haben sich die Zahl der verfügbaren Geräte vervielfacht und in wesentlichen Punkten deutlich verbessert: Telefon, Internet, e-Mail, SMS, MMS, Camera, Diktiergerät, Memo, Kalkulator, Radio, Musikwiedergabe, Apps, Apps, Apps...
Und genau bei manchen Apps hört die Sinnhaftigkeit inzwischen auf, auch wenn einige davon sicher nützlich sind. Wenn jedoch das tägliche Leben fast nur noch von Apps gesteuert wird, beginnt die Gefahr:
• Wir können das Innenleben unserer Wohnung/Haus (einschließlich der Betreuung der Blumen durch eine Vertrauensperson – oder auch Einbrecher) am Screen im Urlaub verfolgen.
• Wir können den Vorrat in unserem Kühlschrank kontrollieren und automatisch die fehlenden Produkte bestellen und ins Haus liefern lassen.
• Wir brauchen nicht mehr mit Bargeld zu bezahlen, das wenn es nach dem Willen der Bankenwirtschaft geht, ja sowieso bald überflüssig ist.
• Wir brauchen zum Bezahlen gekaufter (oder über das Internet bestellter Produkte) kein Bargeld und keine Bankomat/Kreditkarte mehr – elektronische Signatur über das Handy genügt (Fingerabdruck, Gesichtserkennung etc.)
• wir werden daran erinnert, den Blutdruck zu messen.
• Wir brauchen keine Flugtickets/Zugtickets und keine Fahrpläne mehr etc. etc. und ...
• und wenn wir das Smartphone verlieren (oder wenn es gestohlen wird), schließt eine App automatisch alle diese Funktionen, kein Dieb kann etwas damit anfangen aber wir selbst sind dann völlig hilflos, weil der Kühlschrank leer ist und wir keine Nahrungsmittel kaufen können, weil die Bankomatkarte gesperrt ist etc. ...
Das Smartphone ist eine fantastische Erfindung – vom modernen Fortschritt bis zur Totalverdummung ist leider nur ein kleiner Schritt!
Roboter/Mechatronic: Die „Robotic“ ist bereits aus vielen Bereichen der industriellen Fertigung, des Verkehrswesens, der Altenpflege oder der Medizin nicht mehr wegzudenken und obwohl, bzw. gerade, weil sich alle Entwicklungen erst im Anfangsstadium befinden, lohnt es sich darüber nachzudenken, in welche Richtungen die Entwicklungen verlaufen sollen. Die Fähigkeit zu einer „künstlichen Intelligenz“ kann Robotern vermutlich schon bald nicht mehr abgesprochen werden, die Frage ist nur, wie der Begriff „Intelligenz“ definiert wird. Der „Sprachassistent „Alexa“ ist sicher nicht der Weisheit letzter Schluss, darf man aber überhaupt von Intelligenz sprechen, wenn einem Roboter ein Computer eingebaut ist, der vorher einprogrammierte Befehle ausführt, ein Orchester nach mühevoller Vorarbeit dirigieren, oder eine Rede vor der UNO (Sophia) halten kann?
In Japan sind „Heimgefährtinnen“ besonders beliebt, die dem Alleinstehenden Manager Unterhaltung (wie auch immer) durch sanfte Ansprache/Anwesenheit vorgaukeln – zu „Empathie“, also dem menschlichen Einfühlen in eine andere Person, sind sie nicht befähigt und werden es auch nie sein. Hier endet auch der Einsatz solcher Roboter-Hilfskräfte bei der Altenpflege. Alte Menschen, selbst solche, die unter fortgeschrittener Demenz leiden, spüren menschlichen Zuspruch und zärtliche Hände, selbst wenn sie dies nicht mehr durch Laute oder Gesten ausdrücken können.
Selbstfahrende Autos, Eisenbahnen und (vielleicht) Flugzeuge ohne menschliche Piloten – das alles ist bereit Gegenwart, sind solche Entwicklungen wirklich so sinnvoll? Es geht dabei nicht um verlorene Arbeitsplätze, weil andere dafür geschaffen werden, es geht darum, dass der Mensch, der dies alles ermöglicht hat, durch seine Erfindungen zunehmend selbst „enttüchtigt“ und vereinsamt wird.
Damit sollte Teil II der Reihe ein Ende finden – schon deswegen, weil es sicherlich noch zu früh ist, die „Sinnhaftigkeit“ von Forschung an der hier geschilderten Bestandsaufnahme zu messen.
(19.10.2017)