Die neuen „humanoiden“ Roboter - eine Kritik

 

© Ein humanoider Roboter in der DASA - Arbeitswelt Ausstelling, Author: Sven Volkens, own work, 12 March 2016

 

Gemäß der Definition nach VDI-Richtlinie 2860 sind „Industrieroboter universell einsetzbare Bewegungsautomaten mit mehreren Achsen, deren Bewegungen hinsichtlich Bewegungsfolge und Wegen bzw. Winkeln frei (d. h. ohne mechanischen bzw. menschlichen Eingriff) programmierbar und gegebenenfalls sensorgeführt sind. Sie sind mit Greifern, Werkzeugen oder anderen Fertigungsmitteln ausrüstbar und können Handhabungs- und/oder Fertigungsaufgaben ausführen.“

 

Roboter entstehen technisch aus dem Zusammenspiel von Mechanik, Elektrotechnik und Informatik und sind heute eine neue mit der „Mechatronik“ eine neue Disziplin technischer Hochschulen. In der Fertigungsindustrie sind Roboter heute unentbehrlich, weil sie Arbeiten, die früher manuell am Fließband gemacht wurden, vollautomatisiert, schneller und perfekt ausführen können (nicht nur in der Autoindustrie).

Dass heute Roboter in den verschiedensten Bereichen eingesetzt werden, ist daher selbstverständlich – denken wir nur an Gartenroboter, die den Rasen mähen, oder andere bereits im Haushalt eingesetzte Roboter. Die Entscheidung, effizientere Mitarbeiter in Form von Robotern anzustellen, hat sogar die Kosten für Fast Food-Giganten wie z.B. McDonald’s gesenkt(1).

 

Auch in anderen Bereichen, wie z.B. bei medizinischen operativen Eingriffen können vielfach Roboter erfolgreich eingesetzt werden (u.a. bei Hirn- oder Augenoperationen). Ferner werden im Pflegebereich zunehmend „humanoide“ Roboter eingesetzt, meist um das Pflegepersonal beim Heben von bettlägerigen Patienten zu entlasten – sogar die Nahrungsaufnahme von Alzheimer-Patienten oder querschnittgelähmten Patienten wird durch entsprechende Roboter erleichtert. Allerdings handelt es sich bei solchen Robotern noch um Prototypen - man sollte nicht vergessen, dass die Zeit der Entwicklung von Robotern insgesamt „erst“ 50 Jahre dauert und durch die immer noch gewaltig zunehmende Speicherkapazität der Computerchips zur Steuerung der Roboter längst nicht abgeschlossen ist. Dieser Speicherzuwachs ermöglicht es auch, immer empfindlichere Sensoren zu entwickeln, die nicht nur bei selbstfahrenden Autos, sondern im gesamten Anwendungsbereich der Robotik eine Schlüsselrolle spielen.

Dies führt zum eigentlichen Zweck dieses Beitrags, nämlich Grenzen auszuloten, ab wann die Weiterentwicklung von Robotern zwar möglich, jedoch nicht mehr sinnvoll erscheint.

Anm.: In diesem Zusammenhang sei an frühere Ängste erinnert, als Computer begannen, ihrerseits „bessere“ Computer zu entwickeln.

Wenn Roboter mithelfen, bessere „Artgenossen“ zu entwickeln – wie dies heute geschieht – und Roboter immer mehr zu „humanoiden Robotern vermenschlicht werden, ist jedenfalls Skepsis angebracht(2).

 

Kritik der Vermenschlichung von Robotern

 

Dies beginnt bereits im Pflegebereich, wenn Roboter nicht mehr nur verwendet werden, um bettlägerige Patienten aus ihren Betten zu heben, sondern besonders dann, wenn „vermenschlichte“ Roboter dafür eingesetzt werden, Alzheimerpatienten im fortgeschrittenen Stadium zu streicheln, um menschliche Wärme vorzutäuschen, weil diese Patienten angeblich nicht mehr in der Lage sind, menschliche Nähe wahrzunehmen, wird der Einsatz solcher Roboter fragwürdig.  Welcher Arzt (Gerontologe) kann entscheiden, in wie weit solche Patienten nicht doch noch menschliche Zuwendung empfinden können, auch wenn sie dies nicht mehr ausdrücken können?

Dieses Thema ließe sich an dieser Stelle beliebig weiter ausspinnen, wechseln wir jedoch gleich zu der bisher beängstigendsten Form eines virtuellen Roboters, der japanischen Puppe „Azumi Hikari“ (3), der ersten Puppe, die speziell für einsame Junggesellen entwickelt wurde.

 

Zitat aus der angegebenen Literaturquelle (3): Sie trägt ein knappes Kleid, halterlose Strümpfe und blaue Haare. Sie kullert mit den Augen und nennt ihren Besitzer "Meister", während sie kichert und sich verbeugt. Das Manga-Mädchen heißt Azuma Hikari – sie ist die erste holografische Assistentin der Welt und speziell für einsame Junggesellen entwickelt.

Hikari ist laut offizieller Webseite 20 Jahre jung und 1,58 Meter groß. Sie mag Anime und isst gerne Donuts, Insekten mag sie nicht. Ihr Traum ist es, eine Heldin zu werden und den Menschen zu helfen, die hart arbeiten. Ansonsten scheint die junge Dame keine großen Ansprüche zu haben, schließlich ist ihr Zuhause ein Glaszylinder, der ein wenig wie ein modernes Küchengerät daherkommt. Die Apparatur trägt den Namen "Gatebox Communication Robot" (Ende des Zitates).

 

Hikari weckt ihren Meister liebevoll, erinnert ihn an seine Aufgabenliste des Tages, versendet ihm aufmunternde E-Mails in die Firma, schaltet das Licht an, wenn er nach Hause kommt und spricht mit ihm, um ihm das Gefühl zu geben, nicht einsam zu sein. Das japanische Gerät ist ab Dezember 2017 lieferbar und muss schon jetzt vorbestellt werden.

 

Hier ist jener Punkt erreicht, an dem man sich fragen muss, wie kaputt die menschliche Psyche durch unsere Arbeitswelt und die neuen Social Networks bzw. deren sozial oft eher unkommunikativen Kommunikationsmöglichkeiten gemacht werden kann. Da sich digitake Entwicklungen heute fast virusartig verbreiten (man denke an Pokémen Go), besteht die Gefahr, dass die Menschheit möglicherweise gerade durch die von ihr geschaffene künstliche Intelligenz aussterben könnte.

 

Und dann fällt mir bei solchen Überlegungen stets Helmut Qualtingers berühmter Song „Da Wüde mit seiner Maschin“ mit der Zeile ein:

 

„I woaß zwar net wo i hinfoahr, aber dafür bin i gschwinder duart“.

 

(31.12.2016)

 

(1)   http://derwaechter.net/wip-4

       (2)   In der schnell wachsenden Literatur hierzu findet man bereits genügend Beispiele, dass entsprechende Roboter mit menschlichen Namen versehen werden.

       (3)   http://www.n-tv.de/panorama/Hikari-soll-Maennern-den-Alltag-versuessen-article19372646.html

 

Siehe auch einen bereits 2008 in den „Igler Reflexen“ erstmals verfassten und 2014 neu redigierten Beitrag:

http://www.igler-reflexe.at/satire/speed-oder-die-kunst-scheller-zu-handeln-als-zu-denken/

 

 

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